zeitgenössische Musik für Klarinette und Akkordeon
Montag 18. Dezember 2023 um 19:00 Uhr
Die Briefe zwischen Bachmann und Celan bilden den Rahmen für das aktuelle Programm des Duo Stock – Wettin. Dem zur Seite stellen Susanne Stock (Akkordeon) und Georg Wettin (Klarinetten) zwei Solo- und zwei Duostücke berühmter Komponistinnen der Gegenwart.
Das äußerst sensible und fragile Duostück der iranischen Komponistin Farzia Fallah „the expanded moments (of being)“ von 2018/19 für Bassklarinette und Akkordeon bezieht sich auf die tagebuchartigen Aufzeichnungen Virginia Woolfs in deren Buch „Moments Of Being“. Darin blickt die Autorin in ihre Kindheit zurück, tut dies aber nicht chronologisch, sondern – wie oftmal bei Erinnerungen – lückenhaft-brüchig und sprunghaft assoziativ.
Annette Schlünz stellt den berichtenden Aspekt einer Tagebuchaufzeichnung in ihrem 2011 für Susanne Stock komponierten „Journal No. 6 (Kraniche)“ in den Vordergrund. In der kompositorischen Reihe der Journale stellt sie der absoluten Reduktion auf ein einzelnes Instrument weitere Elemente an die Seite. Im Falle des Journal No. 6 sind das gestische Elemente der Musikerin, Geräusche auf Instrument und Körper.
Das Solostück aus dem Jahr 2002 für Bassklarinette und Tonband „Hortensien“, ebenfalls von Annette Schlünz, beschreibt den Briefwechsel zweier Fremder: „So blieben sie weit voneinander entfernt in ihren leeren Häusern sitzen und schrieben sich ohne sich je von der Stelle zu rühren sehnsuchtsvolle und zärtliche Briefe.“ Undine Gruenter: Der Autor als Soufleur
Sarah Nemtsovs archaisch anmutendes Duo „Briefe.Heloisa“ (2012) in der Fassung für C-Klarinette und Akkordeon mit Papier thematisiert die verbotene Liebe zwischen der Äbtissin Héloïse und dem Mönch Pierre Abélard aus dem 12. Jahrhundert. Sie bekennt in einem ihrer Briefe an Abélard hinsichtlich ihrer Liebesbeziehung: „Ich sollte über die Sünden klagen, die ich begangen habe, und seufze jenen nach, die ich nicht mehr begehen kann.“